Gefangen auf der Radkappe

Die Wahrheit und der Sündenbock

Talyn soll abgerüstet werden. Zumindest hat Crais das so geplant, da die mächtige Wumme (*g*) die sein heranwachsendes Schiff inzwischen entwickelt hat, ihm auch nicht mehr so ganz geheuer zu sein scheint. Glücklicherweise soll Talyn einen Ersatz bekommen, nämlich ein Dämpfungsnetz mit dem er sich noch effektiv gegen Angreifer verteidigen können soll.

Soweit so gut, die Moya Crew soll dabei helfen Moyas Sprössling von der Sinnhaftigkeit der Aktion zu überzeugen. Wer lässt sich schon gerne seine Kanone abschneiden?

Crais (Lani Tupu)  hat gerufen und man berät über Talyns Zukunft

Natürlich wird es nicht so einfach. Es kommt zur Vernichtung des anliefernden Waffenhändlerschiffs durch besagte Kanone und am Ende stehen alle Beteiligten vor Gericht und müssen aussagen was genau passiert ist. Problem ist nur: Jeder berichtet von etwas anderem was er gesehen hat.

Einleitend

Für Alex und Tim ist diese Folge ein gutes Beispiel dafür wie Farscape Charakter und Beziehungen mit ausgefallenen Methoden vertieft. Dass Crais dabei ist, würde normalerweise grundsätzlich dabei helfen, der Sache den nötigen Druck zu verpassen, ist der Ex-Peacekeeper-Captain doch für sein überkochendes Temperament bekannt. Diesmal macht die Sache aber eher schwierig Moya-Besucher Stark – Der Bannyk-Sklave den wir noch aus den letzten Folgen und von Scorpius’ Gammakbasis kennen.

Gefangen im Plokavianischen Raumschiff auf der “Radkappe”

Das Verhör

Die Vernichtung des plokavianischen Waffenhändlerschiffs trifft bei deren Rasse nicht auf Begeisterung, unmittelbar ist ein größeres Kriegsschiff vor Ort, dass die Moya Crew mit einem manuellen Traktorhaken (ja wir sind bei Farscape), gefangen und auf einer Radkappenähnlichen Gefängniszelle festgehalten wird. Im folgenden werden alle nacheinander zum Verhör abgeholt.

Diese Verhöre finden auf einem sehr interessanten Verhörstuhl statt. Wir fühlen uns hier an einen Gynäkologen-Untersuchungsstuhl mit Alien Phallusrüssel an bedenklicher Stelle erinnert. Das alles findet in einem Wasserbassin statt. Strange. aber vermutlich hat dies mit der Erscheinungsform der Plokavianer zu tun. Teppichboden wäre wirklich nicht ratsam.

Aeryn (Claudia Black) im Befragungsstuhl

Aeryn

Zunächst ist Aeryn erschrocken, als sie die Säurertropfenden Plokis das erste mal sieht. Sie wird auch direkt gefragt, ob man mit seinem Aussehen ihre Sinne beleidigen würde. NATÜRLICH NICHT! Alles super! 😉

In ihrer Aussage wird uns nicht beschrieben wie wir die Szene auf Talyn selber gesehen haben sondern ein Bericht, der deutlich von Aeryns Erinnerung eingefärbt ist. Sie ist zum Beispiel deutlich diplomatischer und überlegter als sie es tatsächlich war. Interessant auch, wie sie ihre Schiffskameraden sieht. Z. B. Zhaan als verhuschelte Pazifistin, die erstmal über alles meditieren muss und eigentlich nicht zu konfrontativen Handlungen fähig ist. Als sie auf die Scheibe zurückgebracht wird, gibt sie die Devise an alle aus: “Sagt bloss die Wahrheit, das habe ich auch getan”. Witzig.. die Wahrheit liegt aber eben nun mal im Auge des Betrachters.

Plokavianer Gahv (Peter Carroll)

Die Plokavianer

Wie praktisch. Es gibt nur Wahr oder Unwahr. Dazwischen ist nichts. Außerdem schmilzt man aus Eiterbeulen vor sich hin. Seltsame Rasse, mit einer großen Vorliebe für Gerichtegkeit. Trotzdem, ein hässliches Völkchen.. Inspiriert sind die Masken übrigens von einem Splatterfilm (“The incredible Melting Man” von 1977). Wir diskutieren, ob man wirklich die Gesichter hätte zeigen müssen. Der Bedrohungseffekt war eigentlich schon durch ihre Kostüme aus der Ferne gegeben und wäre vielleicht sogar gruseliger gewesen wenn sie nicht gezeigt worden wären. Aber Jim Henson Workshop bastelt nun mal gerne Masken! 🙂

B-Handlung

Die findet auf der Moya statt. Chiana, Rygel und Pilot sind ja dort und bauen ebenfalls ihre Beziehungsebenen aus. Rygel futtert unbeteiligt, Chiana verlangt dass er hilft, aber Hilfe kann er eigentlich gar nicht liefern. Moya ist krank vor Muttersorge, also startet sie ohne Rücksprache durch und geht auf die Suche nach Talyn. Mutterinstinkte sind scheinbar auch bei Leviathanen recht stark. Man könnte ja fast etwas genervt sein, dass Moya hier mal wieder ihren eigenen Kopf hat. Passiert ja regelmäßig. Aber man vergisst, dass sie als lebendes Raumschiff auch Teil der Kameradschaft ist und eigentlich gleichberechtigt, auch um spontan zu sein.

Zhaan (Virgina Hey) wird befragt.

Zhaan

Wer wollte nicht schon immer mal Zhaans Abba-Gedächtnis-Plateaustiefel sehen? Jetzt hat man die Chance. Aber im Vergleich mit Aeryn ist ihre Aussage wirklich total anders. Sie zieht die Beschreibungen sehr von der empathischen und emotionalen Ebene auf. Irgendwie ist sie die überlegte Anführerin, die Stark erklärt was passiert und die durch Schmeichelein versucht, die Ankläger für sich einzunehmen.

Stark

Natürlich propagiert Stark in seiner Aussage wegen seines Hasses auf die Peacekeeper dass Crais der Bösewicht war. Er übertreibt seine Aussage massiv und macht sich aufgrund seiner Nervosität massiv selber klein. Was er berichtet ist von allen anderen Aussagen die schwarz-weisseste. Das macht sie am unglaubwürdigsten. Die Plokavinaer sind not amused und sagen das auch. Also stürzt sich Dargo wütend auf ihn, als er zurück gebracht wird. Ein spektakulärer Moment, denn durch das Handgemenge löst sich Starks Maske und ein gewaltiger Energiestrahl bricht sich brodelnd den Weg aus Starks Gesicht. Schreiend und panisch bekommt er zum Glück schnell seine Maske von Zhaan zurück.

Interessant, in dieser Form hatten wir die Energiequalität Stark’s bisher auch noch nicht gesehen. Jetzt versteht man noch besser, was Scorpius wohl von ihm gewollt hat.

Dargo (Anthony Simcoe) der Held in seinem Selbstbild.

Ka D’Argo

Hat das Glück direkt nach Stark dranzukommen, der die Plokavianer ziemlich geärgert hat. Alles woran Dargo sich erinnert ist seine eigene überlegene und heroische Position, einen sabbelnden im Hintergrund keifenden Stark und die Moyacrew die ihm hilfreich als Unterstellte zur Seite stehen.

Ist ja klar, wen Dargo als Übeltäter hinstellt. Natürlich Stark.

Chiana, Pilot und Moya

Auf der Moya hat Chiana das Bedürfnis sich bei Pilot für das vorherige Anschreien zu entschuldigen. Natürlich auch mit dem Appell, dass man die Crew nicht in Stich lassen kann. Das ist ein Moment in dem auch Moya Gelegenheit bekommt ihre Handlungen zu erklären. Sie fühlt sich für Talyn als ihren Sohn und für dessen Handlungen verantworlich, aber für die Moya Besatz tut sie das ebenfalls. Und da man bei der Suche ja nicht wirklich vorankommt, lenkt sie ein und fliegt zum Verhandlungsraumschiff der Plokavianer zurück. Uns gefällt, dass man Moya hier wieder Tiefe verleiht. Klar ist sie auch instinktgetrieben, aber sie ist auch in der Lage Situationen zu beurteilen und konstruktive Entscheidungen zu treffen.

John (Ben Browder) wird befragt

John

Jetzt kommt hoffentlich etwas Klarheit in die ganze Sache, wenn John aussagt. Er stellt zu erst mal klar: Niemand hat die Kanone abgefeuert und die Wahrheit ist nun mal nicht absolut, denn jeder betrachtet sie aus seinem individuellen Blickwinkel. Eins stellen wir auf jeden Fall fest, die Beschreibung durch John ist entspannter und weniger hektisch als die der anderen. Die Zerstörung des Waffenhändlerschiffs wird deutlich spektakulärer dargestellt, sogar ein herausgeschleuderter Alien aus dem explodierenden Schiff wird gezeigt. Krass..

Die Waffenkontrolle war übrigens durch ihn ausgeschaltet worden. Daher kann niemand gefeuert haben, denn sie war nicht mehr schaltbar.

Zhaan (Virginia Hey) hat ihre große Liebe verloren

Währenddessen auf der Radkappe

Stark hat schon mit dem Leben abgeschlossen. Er fragt sich nur wie er wohl hingerichtet werden soll. Als er erfährt, dass er aufgelöst werden soll, wittert er etwas Hoffnung. Er kann das scheinbar durch seine spezielle Physiognomie überleben. Aber so richtig glaubt er selber nicht dran. Wir fragen uns, zu was Stark tatsächlich alles fähig sein sollte.

Als alle hingerichtet werden sollen, fast er sich dann doch ein Herz und nimmt die ganze Schuld auf sich. Er übergibt seine Maske an Zhaan, betritt den multifunktionalen Fahrstuhlschacht und wird dort unter Schreien aufgelöst und “vom Winde verweht”.

Die Auflösung

Talyn selber war aufgrund seines Wunschs, seine Mutter vor dem gefährlichen Novatringas zu beschützen, derjenige der gefeuert hat. Das klärt sich dann, als Pilot am Ende erklärt, dass Talyn von der Zerstörung mit Moya Kontakt hatte und erfahren hat dass dieses Gas zu den für Leviathanen verbotenen Verbindungen gehört.

Ob Stark noch einmal wiederkehrt, ist ungewiss. Zhaan glaubt es wohl selber nicht, obwohl sie es öffentlich sagt. In der letzten Szene herzt sie seine Maske und vermisst ihn augenscheinlich sehr.


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Alex
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Tim
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Showdown auf dem Liebesplaneten

Willkommen auf dem Liebesplaneten

Intrigen, Macht und Mörder Teil 3

Letzter Bericht vom Liebesplaneten, Gottseidank oder war es womöglich ein würdiger Showdown für eine intensive Handlung? Darüber sprechen in dieser Ausgabe Alex und Tim.

Vor 21 Jahren wurde diese Episode erstmals ausgestrahlt und wir haben mit unserer Besprechung das Jubiläum im April nur um wenige Tage verfehlt. Warum hat es überhaupt einen Dreiteiler rund um die etwas dröge Hochzeitshandlung gegeben? Ganz einfach, nach der Produktion der zweiten Folge waren noch 18 Minuten gutes Material übrig, also hat man sich entschieden die Handlung zu strecken. Und ja, ihr vermutet richtig, das führt zu Längen.

Säure

Kopf ab, aber immer noch am Leben

Crichton verliert bereits zu Anfang der Episode seinen Kopf. Glücklicherweise nicht den aus Fleisch und Blut sondern den metallenen, denn er ist noch Statue. Das Säurebecken, das glücklicherweise für den Scaraner und den bösen Prinzen nahezu unmittelbar dem Palast angegliedert ist, erinnert etwas an Roger Rabbit. Man erinnere sich an den schmelzenden Bösewicht und seine Suppe..

Aeryn und der Lappen

Die Außenaufnahmen rund um Aeryns Bergsteigerausflug haben uns gut gefallen. Es könnte alles so schön sein, wenn Schmierlappen (“das ist soooo hoch”) sie nicht begleiten würde. Er nervt nicht nur durch seine anstrengende Art, er sorgt auch für einen Unfall.

Für die Tiefe des Falls haben beide eigentlich nur wenig Verletzungen davongetragen. Stellt euch mal vor, aus 20m Höhe auf einen Felsen zu fallen. Und dabei bricht man sich nur das Bein? Vielleicht hatte “Jesus” sein Hand im Spiel, immerhin taucht er auf Aeryns Leidensweg plötzlich magischerweise am Horizont auf und verhilft ihr zurück in die Zivilisation. 😉

Rygel

Nach wie vor ein großer Fan des örtlichen Hofstaats erleben wir ihn doch massiv verstört am Totenbett des Prinzen. Ihm ist klar, jetzt könnte es auch für ihn kritisch werden, wenn der Lieblingssohn der resoluten Königin getötet wurde und für sie nicht klar ist, wer es war.

 

 

 

 

Zhaan obsiegt über die Erbauer

Zhaan vs. Kahaynu

Auf der Moya setzt Zhaan ihren Plan um, die Erbauer der Moya unter Druck zu setzen. Dafür modifiziert unsere bisherig eher durch wissenschaftliches Talent aufgefallene Delvianerin mit technischem Sachverstand einen Erbauerstaubsauger. Der rückwärts abgespielte austretende Rauch, der sehr trickreich zeigt wie Kahaynu in den Shuttlemotor eingesaugt wurde, ist jetzt keine tricktechnische Glanzleistung. Aber wenigstens hat Zhaan alles versucht um Moya wiederbeleben zu lassen.

Diese Segnungsszene von Pilot hat uns gut gefallen, sie ist so düster und zeigt eine zutiefst traurige Zhaan. Diesen andächtigen Moment wählt Kahaynu um zurückzukehren und Zhaan künftig die Kontrolle über Moya zu übergeben, die auch direkt wieder lebendig wird und ein Schwätzchen mit Zhaan hält. Hach, wat schön…

Interessant, Klärung des Backgrounds von Scorpius. Halb Scaraner, halb Sebarzianer

Der ledertragende Grashüpfer

Gottseidank hat Scorpius noch vom Aurorastuhl Crichtons DNA so dass er ihn darüber rechtzeitig finden konnte, bevor der Metallkopf sich in der Säure auflösen konnte. Interessant, wir philosophieren darüber, wie das wissenschaftlich funktionieren kann. Bloss nicht darüber nachdenken.

Interessant ist auch die Zusammenarbeit zwischen Scorpi und der Peacekeeper-Undercoveragentin. Sie ist eher ein bisschen unbedarft, da sie automatisch annimmt, Crichton wäre auch ein Peacekeeperagent. Scorpius ihr gegenüber etwas zu mitteilsam, passt gar nicht zu ihm. Auf jeden Fall erfährt sie von ihm die Wahrheit über Crichton.

Endlich erfahren wir auch mehr über die innere Zerissenheit von Scorpius. Die Hitze seiner scaranischen Seite kämpft beständig gegen die Wärmeempfindlichkeit seiner sebarzianischen Seite. Dazu braucht er die Kühlstäbe direkt im Gehirn. Scaraner nehmen ihn nicht ernst, er sei nur eine “missgestaltete Kopie” so die Aussage des Scaraners in der finalen Szene zwischen Gut und Böse. Chiana hat dort auch einen Job, sie pendelt gefesselt von der Decke über dem Säurebecken herab.

Nach mehreren eher unwirksamen Schüssen auf den Scaraner den tollen Sprung von Crichton der den Scaraner in das Säurebecken befördert. Aha, endlich etwas was wirkt. Er schmilzt Terminatorlike und das letzte was wir sehen ist die untergehende Kralle.

Der nächste Jump ist der Hechstsprung unseres tollen Hechts D’argo der die fallende Chiana auffängt durch einen gewaltigen Sprung über das Becken. Ähem, naja. Darüber decken wir mal den Mantel des vielsagenden Schweigens.

Crichton und seine Tochter

Finale

Crichton bekommt eine Projektion seiner eigenen Tochter gezeigt. Denn bevor sie eingefroren wurde hatte die Prinzessin wohl eine erfolgreiche Befruchtung. Schön wie es dann aufgelöst wird, dass John geht (obwohl er aus Verantwortungsgefühl bleiben wollte) und Kanzler Tino für ihn den Posten des Vaters übernimmt.

Zurück auf der Moya kommt eine weitere sehr schöne Szene. Aeryn hat eine der Prüfphiolen mitgebracht und bietet Crichton an sie auszuprobieren. Alles eigentlich in einer Szene in der nicht gesprochen sondern einfach nur verstanden wird.

Wir finden, sehr gut gespielt von Claudia Black, die sich nach dem Zungenkuss mit John herumdreht und leise lächelnd weggeht. Wir wissen nun also, die beiden sind kompatibel und es ist durchaus möglich, dass die Zukunft für beide mehr bereithält als nur Kampf und Überleben.

D’Argo und Chiana haben das für sich übrigens durch direkten Versuch auch herausgefunden..


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